Stadtgemeinde Lilienfeld

Lilienfeld und seine Geschichte

Stift LilienfeldFunde von Werkzeugen und Waffen aus Stein weisen darauf hin, dass die nähere Umgebung von Lilienfeld schon in der Steinzeit bewohnt war. In der Zeit um 400 v. Chr. (Bronzezeit) siedelten Kelten in unserem Gebiet, zu dieser Zeit hieß unsere Landschaft Norikum.

Um 140 n. Chr. führte die Salz-Eisen-Straße durch das Traisental, was bedeutete, daß Eisen aus den Bergwerken bei den heutigen Orten Mariazell und Eisenerz, im Traisental zur Verarbeitung gelangte.

Um das Jahr 600 n. Chr. wurde unser Land eine Beute der mongolischen Awaren. In dieser Zeit besiedelten die Slawen, ein Volk, das in einem Knechtschaftsverhältnis zu den Awaren stand, unsere Heimat. Um 625 konnten die Slawen des westlichen Donauraumes das Joch der Awaren abschütteln und ein slawisches Großreich errichten. In den darauffolgenden Jahrzehnten wechselte unsere engere Umgebung mehrmals den Besitzer. 797 wurde die Macht der Awaren von Pippin, dem Sohn Karls des Großen, ausgelöscht. Unsere Umgebung, die jetzt den Franken zufiel, war durch den oftmaligen Besitzerwechsel sehr gemischt bevölkert (Bayern, Slawen und in geringem Ausmaß Awaren) und wurde im Anschluß an die Eroberung unter bayrische Verwaltung gestellt.

Ab 907 stand unsere Heimat unter dem Einfluß der Ungarn. 955 wurden diese in der Schlacht auf dem Lechfelde vernichtet. 976 belehnte Kaiser Otto II. den Markgrafen Leopold I. mit der Mark zwischen Enns und Traisen, die 996 erstmals „Ostarrichi“ genannt wurde.

Papst Alexander III. spricht in einem Schutzbrief um 1180 von sieben Gütern in Schrenbach (Schrambach). Es liegt hier die erste urkundliche Nennung eines Ortsteiles von Lilienfeld vor.

Im Jahre 1202 gründete Herzog Leopold der Glorreiche das Stift Lilienfeld. Der Name Lilienfeld wird zunächst mit der in der Gegend von Lilienfeld vorkommenden Feuerlilie in Verbindung gebracht. Das historische Ortsnamenbuch von Niederösterreich weist allerdings noch auf eine andere Deutung des Namens hin. In der Gründungsurkunden finden wir die Namen „Lielenvelden“ bzw. „Lienvelt“. Mittelhochdeutsch „liele“ oder „liene“ bedeutet aber Waldrebe. Die Waldrebe wächst im Wald wie ihr Name sagt, die Lilie wächst auf dem Feld. Der Name Lilienfeld dürfte demnach doch auf die Feuerlilie zurückzuführen sein.

Die Urkunde von 1230, mit der Herzog Friedrich II. der Streitbare die Gründung des Stiftes Lilienfeld durch seinen Vater Leopold VI. den Glorreichen bestätigte, weist im Siegel zum ersten Mal offiziell den Bindenschild, das Wappen Österreichs, auf.

Der Bau des Klosters zog viele Bauleute, Künstler, Gewerbetreibende und Arbeiter an den bisher unbedeutenden Ort. Die Stiftskirche ist noch heute mit 83 m Länge, 21 m Breite und 24,5 m Höhe die größte Kirche Niederösterreichs.

Um 1390 bestand bereits in der Nähe des Klosters ein kleiner Marktort, die heutige Katastralgemeinde Marktl.

1677 wurde der Kalvarienberg in Stangental eingeweiht. Er ist einer der größten und schönsten Österreichs und der Scala santa in Rom nachgebaut.

Die ärgsten Schäden an Hab und Gut und an den Bewohnern richteten die Türkenkriege im Jahre 1683 an. 1741 durchzogen bayrisch-französische Truppen Lilienfeld, was wieder mit Einbußen, vor allem von materiellem Wert, verbunden war. Die darauffolgenden Jahrzehnte waren von einer schweren Hochwasserkatastrophe (1796), der Besetzung Lilienfelds durch die Franzosen (1805 bzw. 1809) und dem Brand des Stiftes (1810) geprägt.

Das Jahr 1848 brachte die Lösung des Untertanenverhältnisses. Im Jahre 1850 wurde der erste Bürgermeister frei gewählt, nachdem bis zu diesem Zeitpunkt die Äbte des Stiftes die Ortsrichter einsetzten. Die junge Ortsgemeinde konstituierte sich bereits 1854 zur Marktgemeinde. Im Ortsteil Marktl wurden nach und nach die industriellen Anlagen erweitert, in Stangental entstand eine Zementfabrik und in Schrambach etablierte sich der Kohlenbergbau. Dies und die Erschließung Lilienfelds durch den Bau der Bahnlinie St.Pölten-Leobersdorf mit Anschluß nach Schrambach (von 1878 bis 1893 Endstation) brachten wachsenden Wohlstand nach Lilienfeld. Den weiteren Aufstieg Lilienfelds kennzeichnen folgende Bauten: Das Gemeindehaus (1888), das Amtsgebäude der Bezirkshauptmannschaft (1897), das Krankenhaus (1903) und die Volks- und Hauptschule (1927).

Im Jahre 1905 führte der Schipionier Mathias Zdarsky auf den Hängen des Muckenkogels den ersten Riesentorlauf der Schigeschichte durch.

In den Jahren des 1. Weltkrieges von 1914 - 1918 wurden fast alle wehrfähigen Männer zum Kriegsdienst eingezogen, von denen viele nicht mehr nach Hause zurückkamen. Arge Verluste und Zerstörungen brachte das Kriegsende des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 mit sich, als Lilienfeld vier Wochen hindurch Schauplatz schwerer Kämpfe war. Mit viel Ausdauer und Opferbereitschaft beseitigte die fleißige Bevölkerung die Schäden des Krieges. Eine rege Bautätigkeit setzte ein. Zu den neuerrichteten Bauten nach dem 2. Weltkrieg zählen unter anderem das Schwimmbad, Sportanlagen, Gemeindewohnhäuser und private Siedlungen. 1964 konnte der Sessellift auf den Muckenkogel in Betrieb genommen werden.

Stadtwappen von LilienfeldEin großer Festtag für Lilienfeld war der 8. September 1974. An diesem Tage wurde die Marktgemeinde Lilienfeld zur Stadt erhoben.

Am 7. und 8. Juli 1997 richtete eine Hochwasserkatastrophe im Gemeindegebiet enorme Schäden an. Hunderte Privathäuser, viele Betriebe und öffentliche Einrichtungen waren davon betroffen. Durch die Unterstützung des Landes NÖ und vieler Hilfsorganisationen konnten die Schäden sehr rasch beseitigt werden.

Lilienfeld ist derzeit Hauptort des Verwaltungsbezirkes und des Gerichtsbezirkes Lilienfeld und somit Verwaltungszentrum für die Gemeinden des Traisen- und Gölsentales, aber auch eines der wirtschaftlichen Zentren des Gebietes.